Umwelt-Wiki
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Einige dieser Big Points sind aber nur etwas für LOVOS ("Lifestyles of Volontary Simplicity", also freiwillig einen einfachen Lebensstil pflegende Ökos) - zumindest auf freiwilliger Basis, solange nicht politisch für alle gleiche, gerechte Rahmenbedingungen gesetzt werden. Entsprechend macht es wenig Sinn, Appelle etwa nach freiwilligem vollständigem Auto- und Flugverzicht zu verbreiten. Erfolgversprechender erscheint (wiederum nach Bilharz), aus den Big Points die '''Key Points''' auszuwählen, nämlich diejenigen Punkte, die einen großen Umwelt-Effekt haben und darüber hinaus leicht umzusetzen sind. Zum Beispiel, weil sie einem selbst einen finanziellen Vorteil bringen (wie sparsamere Autos oder wärmegedämmte Häuser) oder weil sie statt täglicher Neuentscheidung nur wenige Entscheidungen abverlangen, damit die Sache läuft (wie die einmalige Entscheidung für Car-Sharing statt der täglichen Entscheidung, auf das vor der Haustür stehende Auto zu verzichten).
 
Einige dieser Big Points sind aber nur etwas für LOVOS ("Lifestyles of Volontary Simplicity", also freiwillig einen einfachen Lebensstil pflegende Ökos) - zumindest auf freiwilliger Basis, solange nicht politisch für alle gleiche, gerechte Rahmenbedingungen gesetzt werden. Entsprechend macht es wenig Sinn, Appelle etwa nach freiwilligem vollständigem Auto- und Flugverzicht zu verbreiten. Erfolgversprechender erscheint (wiederum nach Bilharz), aus den Big Points die '''Key Points''' auszuwählen, nämlich diejenigen Punkte, die einen großen Umwelt-Effekt haben und darüber hinaus leicht umzusetzen sind. Zum Beispiel, weil sie einem selbst einen finanziellen Vorteil bringen (wie sparsamere Autos oder wärmegedämmte Häuser) oder weil sie statt täglicher Neuentscheidung nur wenige Entscheidungen abverlangen, damit die Sache läuft (wie die einmalige Entscheidung für Car-Sharing statt der täglichen Entscheidung, auf das vor der Haustür stehende Auto zu verzichten).
   
Diese Key Points sind:
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Diese Key Points sind (nach Bilharz):
   
 
'''1. Wärmedämmung des eigenen Hauses''' - spart Geld und Ressourcen/CO2
 
'''1. Wärmedämmung des eigenen Hauses''' - spart Geld und Ressourcen/CO2
   
'''2. Nutzung eines sparsamen Autos''' - spart Geld und Ressourcen/CO2
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'''2. Nutzung eines sparsamen Autos''' - spart Geld und Ressourcen/CO2; oder noch besser:
 
''oder noch besser''
 
   
 
'''3. Umsteigen auf Car-Sharing''' - erhält die Mobilität, führt aber zu 80% weniger Fahrten
 
'''3. Umsteigen auf Car-Sharing''' - erhält die Mobilität, führt aber zu 80% weniger Fahrten
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'''5. Kapitalanlage im Bereich erneuerbare Energie''' - bringt Zinsen und lohnt sich auch schon für kleine Mengen, z.B. als "Solar-Sparbuch"
 
'''5. Kapitalanlage im Bereich erneuerbare Energie''' - bringt Zinsen und lohnt sich auch schon für kleine Mengen, z.B. als "Solar-Sparbuch"
   
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Und hier noch weitergehende Verhaltensorientierungen, die nicht ganz so einfach umzusetzen sind, z.B. weil sie keinen direkt sichtbaren eigenen materiellen Vorteil bringen. Auf freiwillig-individueller Basis also eher etwas für grüne Überzeugungstäter (daher der Begriff "Green Points", diesmal nicht von Bilharz, sondern von uns) - sinnvoll wäre natürlich eine politische Lösung, die z.B. das Fliegen für alle gerecht reguliert (z.B. durch ein persönliches CO2-Verbrauchskonto).
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'''6. Halbierung der eigenen Wohnfläche''' - weniger Platz zum Heizen und Konsumieren
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'''7. Fahrrad, Bus und Bahn statt Auto und Flugzeug''' - weniger Ressourcen/CO2
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'''8. Verzicht auf Fleischkonsum''' - weniger Ressourcen/CO2
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'''9. Bezug von Öko-Strom''' - fördert erneuerbare Energien statt Kohle & Atom
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'''10. Halbierung der eigenen Arbeitszeit''' - weniger Einkommen, weniger Konsum, mehr Zeit zum leben
   
   

Version vom 8. April 2009, 10:49 Uhr

Der Bio-Boom

Seit ein paar Jahren boomt endlich die Bio-Branche. Auslöser könnte die langsam erlebbare Klimakatastrophe sein, die sich zum Beispiel mit steigender Erwärmung und sich häufenden Wirbelstürmen (wie 2005 Katrina in den USA oder 2007 Kyrill in Deutschland) bemerkbar macht.

Klimaschutz, Bio-Lebensmittel, erneuerbare Energien sind in aller Munde, und nicht nur die Lippenbekenntnisse, auch der reale Konsum in Sachen Nachhaltigkeit steigt. Als neue Konsumentengruppe wurden die LOHAS ("Lifestyles of Health and Sustainability", so etwas wie genießende Ökos) ausgemacht, deren mutmaßlich nachhaltige Konsummuster auf die Allgemeinbevölkerung ausgeweitet werden.

Leider ist aber Untersuchungen zufolge (siehe Quellen) so, dass in Deutschland der durchschnittliche Ressourcenverbrauch (gemessen am CO2-Ausstoß) der LOHAS gemäß ihrer eigenen Einschätzung zwar um 30 % niedriger als der Durchschnitt liegt - in Wirklichkeit jedoch genau gleich ist, nämlich 10.000 kg CO2 pro Jahr und Person. Mit anderen Worten: LOHAS konsumieren in einigen oder auch in vielen Bereichen nachhaltig, machen diesen Vorspruch jedoch durch andere, nicht-nachhaltige Konsumentscheidungen wieder zunichte. Es nützt zum Beispiel nichts, Energiesparlampen und Jute-Taschen zu verwenden, wenn man trotzdem zum Urlaub das Flugzeug nimmt. Und das dann auch noch mit gutem Gesamt-Gewissen...

Daher muss sich Umwelt- und Klimaschutz auf die Bereiche konzentrieren, in denen der Bock fett gemacht wird. Diese "Big Points" sind (laut Bilharz):


Big Points

1. Heizenergieverbrauch (abhängig v.a. von Wohnfläche und Wärmedämmung)

2. Kraftstoffverbrauch (abhängig v.a. von Auto- und Flugkilometern sowie vom Kfz-Verbrauch/km)

3. Nahrungsmittelkonsum (abhängig v.a. vom Fleischkonsum und vom Anteil von Nicht-Bio-Essen)

4. Stromverbrauch (abhängig v.a. vom Anteil nicht-regenerativer Energien)

5. Konsumgesamtmenge (abhängig v.a. vom Einkommen)


Key Points

Einige dieser Big Points sind aber nur etwas für LOVOS ("Lifestyles of Volontary Simplicity", also freiwillig einen einfachen Lebensstil pflegende Ökos) - zumindest auf freiwilliger Basis, solange nicht politisch für alle gleiche, gerechte Rahmenbedingungen gesetzt werden. Entsprechend macht es wenig Sinn, Appelle etwa nach freiwilligem vollständigem Auto- und Flugverzicht zu verbreiten. Erfolgversprechender erscheint (wiederum nach Bilharz), aus den Big Points die Key Points auszuwählen, nämlich diejenigen Punkte, die einen großen Umwelt-Effekt haben und darüber hinaus leicht umzusetzen sind. Zum Beispiel, weil sie einem selbst einen finanziellen Vorteil bringen (wie sparsamere Autos oder wärmegedämmte Häuser) oder weil sie statt täglicher Neuentscheidung nur wenige Entscheidungen abverlangen, damit die Sache läuft (wie die einmalige Entscheidung für Car-Sharing statt der täglichen Entscheidung, auf das vor der Haustür stehende Auto zu verzichten).

Diese Key Points sind (nach Bilharz):

1. Wärmedämmung des eigenen Hauses - spart Geld und Ressourcen/CO2

2. Nutzung eines sparsamen Autos - spart Geld und Ressourcen/CO2; oder noch besser:

3. Umsteigen auf Car-Sharing - erhält die Mobilität, führt aber zu 80% weniger Fahrten

4. Einkauf von Bio-Lebensmitteln - schützt die eigene Gesundheit und die Umwelt

5. Kapitalanlage im Bereich erneuerbare Energie - bringt Zinsen und lohnt sich auch schon für kleine Mengen, z.B. als "Solar-Sparbuch"


Green Points

Und hier noch weitergehende Verhaltensorientierungen, die nicht ganz so einfach umzusetzen sind, z.B. weil sie keinen direkt sichtbaren eigenen materiellen Vorteil bringen. Auf freiwillig-individueller Basis also eher etwas für grüne Überzeugungstäter (daher der Begriff "Green Points", diesmal nicht von Bilharz, sondern von uns) - sinnvoll wäre natürlich eine politische Lösung, die z.B. das Fliegen für alle gerecht reguliert (z.B. durch ein persönliches CO2-Verbrauchskonto).

6. Halbierung der eigenen Wohnfläche - weniger Platz zum Heizen und Konsumieren

7. Fahrrad, Bus und Bahn statt Auto und Flugzeug - weniger Ressourcen/CO2

8. Verzicht auf Fleischkonsum - weniger Ressourcen/CO2

9. Bezug von Öko-Strom - fördert erneuerbare Energien statt Kohle & Atom

10. Halbierung der eigenen Arbeitszeit - weniger Einkommen, weniger Konsum, mehr Zeit zum leben


Quellen

  • Michael Bilharz: "Key Points" nachhaltigen Konsums. Ein strukturpolitisch fundierter Strategieansatz für die Nachhaltigkeitskommunikation im Kontext aktivierender Verbraucherpolitik. Marburg: Metropolis 2008.
  • Michael Bilharz & Frank-Martin Belz: Öko als Luxus-Trend. Rosige Zeiten für die Vermarktung "grüner" Produkte? In: Marketing Review St. Gallen, Nr. 4/2008, S. 6-10.